Ich war sechs Jahre alt, als ich mit dem Reiten anfing. Damals wusste ich gar nicht, wie privilegiert ich war, dass ich sogar auf meinem eigenen Pony reiten lernen durfte. Ich lernte bei einem alten Reitlehrer, der die Reiterei vom Militär her gelernt hatte. Also wurde ich "klassisch englisch" ausgebildet oder eben nach FN - Norm. Ich fand es wunderbar, reiten zu dürfen und Zeit mit meinem eigenen Pony verbringen zu können.
Isabel (so hieß mein Pony) war eine gute Lehrmeisterin, denn Sie hatte die Angewohnheit urplötzlich aus einem unersichtlichen Grund querfeldein durch die Bahn zu buckeln oder einfach loszugaloppieren. Ich lernte also, immer achtsam zu sein und v.a. auch oben zu bleiben.
Als Teenagerin ritt ich erste Turniere in Dressur. Das machte anfangs auch großen Spaß. Doch mit der Zeit merkte ich, dass mir die Atmosphäre im Schulstall, in dem mein Pony stand, nicht mehr gefiel. Auch als ich später dann mein Pflegepferd (ein Friese) bekam, mochte ich die Stimmung nicht, die im Stall herrschte und erst recht nicht, wie die meisten Leute mit ihren Pferden umgingen: kurz ausgebunden, wie gefesselt, Sporen die viel zu hart eingesetzt wurden und auch der Ton und Neid untereinander. Ich distanzierte mich und suchte nach Alternativen.
1999 kam dann der Film "Der Pferdeflüsterer" im Kino.
Wahnsinn... mein absoluter Traum!! Das wollte ich auch: Die Sprache der Pferde erlernen. Sanftmütig mit ihnen umgehen, und vor allem erreichen, dass die Pferde freiwillig und gerne mit mir zusammen sind.
Zu der Zeit war es noch sehr schwer an echte "Pferdeflüsterer" heranzukommen.
Mit den Schulpferden und herkömmlichen Reitbetrieben hatte ich jetzt abgeschlossen. Da konnten mich keine 10 Pferde mehr hineinbewegen. Also blieb die Reiterei und auch der Umgang mit Pferden auf den Urlaub oder die wenigen "Freunde-mit-Pferden-Besuche" beschränkt.
Es war ungefähr 2010 als ich mit der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg beruflich in Berührung kam. Und diese Schule faszinierte mich. Nicht nur die Ausstrahlung ihrer Direktorin Christin Krischke. Nein. Es war auch der Umgang mit den Pferden, der etwas ganz besonderes war und immer noch ist. Die Hofreitschule Bückeburg verzauberte mich. Ein neuer Wunsch wurde in mir wach: die barocke Reitkunst zu erlernen!
Doch ohne eigenes Pferd zu der Zeit und grade die berufliche Karriere gestartet mit Vollzeitjob, machten das Ganze irgendwie utopisch.
Ich musste also warten, bis ich in Elternzeit nach Andalusien kam. Dort lernte ich Simin Nadjafi Hinrichs kennen. Und diese Frau faszinierte mich. Elfengleich und wie ein Zentaur verschmilzt sie mit ihrem wunderschönen weißen Lusitanohengst. Zugleich erfüllte sie all meine Sehsüchte: sie spricht die Sprache der Pferde, hat eine unglaublich sinnliche und geduldige Art, mit Pferden umzugehen und weiß um die akademische Reitkunst.
Simin lehrte mir das Natural (Spiritual) Horsemanship. Bei ihr verbrachte ich 5 wunderbare Monate im Herzen von Andalusien und lernte viel im Umgang mit Hengsten und Problempferden, über die Sprache der Pferde und auch über den Sitz und die Auswirkungen auf den Pferderücken.
Ich hatte ein Ziehpferdchen in dieser Zeit: Osito. Ein 7-jähriger Andalusier, der als Problempferd galt. Ein wunderbar sensibles und aufgeschlossenes Pferd, das mir sehr ans Herz gewachsen ist. Ich hatte das Gefühl, dass er dankbar ist, in mir einen Menschen gefunden zu haben, dem er vertrauen durfte.
Zurück in Deutschland (mittlerweile Berlin), brachte mich dann eine Freundin zu einem Pferdehof in Mecklenburg-Vorpommern, wo ich letztlich meinen Trainerschein zur Pferdetrainerin im Bereich Natural Horsemanship machte. Seit dem bin ich als selbstständige Trainerin unterwegs und habe bei Berlin zwei Pferde, die ich fest und regelmäßig trainiere. Zudem gebe ich Kurse, Camps und mobilen Unterricht.